Das klassische Läuferopfer – The Greek Gift

Das klassische Läuferopfer im Schach meistern.

Das Klassische Läuferopfer, auch bekannt als „The Greek Gift“ ist eine der ältesten und bekanntesten Schachtaktiken. Es wurde erstmals im 16. Jahrhundert von dem italienischen Schachspieler Gioachino Greco beschrieben. Das Opfer besteht darin, einen Läufer auf h7 oder h2 zu opfern, um den gegnerischen König anzugreifen.

Der Begriff „The Greek Gift“ findet seine Wurzeln in der antiken Mythologie in der Geschichte des Trojanischen Pferdes. Laokoons Warnung in Vergils Aeneis: „Timeo Danaos et dona ferentes“ („Ich fürchte die Griechen, selbst wenn sie Geschenke bringen“). Diese Warnung bezieht sich auf die Tatsache, dass das Trojanische Pferd ein Geschenk der Griechen an die Trojaner war, aber in Wirklichkeit ein Trick war, um die Stadt zu erobern. Im Schach symbolisiert es ein scheinbar großzügiges Angebot, den Läufer der eine tödliche Bedrohung verbirgt.

Das klassische Läuferopfer ist ein taktisches Manöver, bei dem ein Läufer geopfert wird, um Linien gegen den König des Gegners zu öffnen und einen Angriff zu starten. Das Opfer wird typischerweise nach der Rochade des Gegners durchgeführt, da dies den König anfälliger macht, wobei der Läufer auf h7 (für Weiß) oder h2 (für Schwarz) geopfert wird.

Die typische Aufstellung beinhaltet den Läufer auf d3 (für Weiß) oder d6 (für Schwarz), Springer, die bereit sind, ins Geschehen einzugreifen, und eine Dame, die schnell am Angriff teilnehmen kann. Das Opfer wird mit Bxh7+ oder Bxh2+ ausgeführt. Die angreifende Seite bringt dann einen Springer auf g5 (oder g4), um eine Mattbedrohung zu kreieren oder bedeutendes Material zu gewinnen, während der Gegner versucht, sich zu verteidigen.

Berühmte Beispiele in der Schachgeschichte

Das klassische Läuferopfer war eine Waffe im Arsenal vieler Schachlegenden, jede mit ihrem einzigartigen Flair in seiner Ausführung. Eines der berühmtesten Beispiele ist die Partie zwischen Edgard Colle und John O’Hanlon in Nizza 1930. Colles brillante Anwendung des klassischen Läuferopfers führte zu einem schnellen Sieg und zeigte die Potenz der Taktik.

Voraussetzungen für eine erfolgreiche Ausführung

Das Gelingen des klassischen Läuferopfers hängt von mehreren Schlüsselfaktoren ab. Der gegnerische König muss begrenzte Fluchtmöglichkeiten haben, und der angreifende Spieler muss Figuren haben, die bereit sind, sich dem Angriff anzuschließen. Das Timing ist entscheidend; ein zu frühes oder zu spätes Einleiten des Angriffs kann zum Scheitern führen. Zusätzlich ist das Verständnis der Verteidigungsressourcen des Gegners entscheidend, um die Durchführbarkeit des Opfers einzuschätzen.

Risiken und Belohnungen: Ein delikates Gleichgewicht

Die Anwendung des klassischen Läuferopfers ist nicht ohne Risiken. Wenn der Gegner den Angriff erfolgreich abwehrt, kann sich der opfernde Spieler in einem materiellen Nachteil wiederfinden. Wird es jedoch richtig ausgeführt, kann das klassische Läuferopfer zu einem schnellen Matt oder einem signifikanten Materialgewinn führen. Der Spieler muss oft bewerten, ob die gewonnenen positionellen Vorteile eine ausreichende Kompensation für das geopferte Material darstellen.

Variante des klassischen Läuferopfers: Doppelläuferopfer
Sehen wir zunächst das klassische Vorbild aller dieser Opferpartien aus dem Schaffen eines Weltmeisters:
Lasker – Bauer, Amsterdam 1889
Sehr übersichtlich und lehrreich ist auch die folgende Kurzpartie, die 111 Jahre später gespielt wurde.
Filatov – Mayer, Philadelphia 2000

Kaum ein einzelnes Opfermotiv ist so gut erforscht, wie das doppelte Läuferopfer. David LeMoir hat die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Opferangriff sehr treffend zusammengefasst:

  • Die Läufer des Angreifers zeigen auf g7 und h7.
  • Seine Dame kann direkt nach h5 gelangen.
  • Sein Turm kann ungestört auf die 3. Reihe und dort nach h3 ziehen.
  • Die gegnerischen Bauern vor der (kurzen) Rochadestellung haben noch nicht gezogen.
  • Die Schachgebote der Dame auf h5 und g5 oder g4 kann der Verteidiger nicht ohne großen Schaden abwehren.
  • Der Turm auf f8 nimmt dem König den Fluchtweg zum Zentrum.
  • Das zweite Opfer kann nicht ohne Verluste abgelehnt werden.

Im dritten Beispiel ist es Schwarz, der erfolgreich opfert. Die Lage ist hier zwar etwas komplizierter, doch schließlich setzt sich der Angreifer ebenfalls durch.
Gamboa – Blatny, New York 1996

Nicht immer gewinnt der mutige Opferspieler. Oft hat der Verteidiger Ressourcen, die ihm bei kaltblütigem Spiel erlauben, standzuhalten und am Ende zu triumphieren.
Zwei sehr verschiedene Beispiele sollen dies verdeutlichen.
Ivanovic – Sokolov, Novi Sad 1984
Dus-Chotimirsky – Löwenfisch, Karlsbad 1911


  1. Anatoly Karpov vs. Garry Kasparov, Weltmeisterschaft 1985
  2. Vladimir Kramnik vs. Peter Svidler, Dortmund 2006
    • Diese Partie war Teil des Dortmunder Sparkassen Schachtreffens 2006, an dem Kramnik teilnahm.
    • Für eine detaillierte Spielanalyse können Sie Chessgames.com besuchen.
  3. Mikhail Tal vs. Alexander Koblencs, Riga 1957
    • Diese Partie zeigt Mikhail Tals aggressiven und einfallsreichen Spielstil. Sie wurde 1957 in Riga gespielt.
    • Eine detaillierte Analyse dieses Spiels finden Sie auf 365Chess.com.
  4. Viswanathan Anand vs. Magnus Carlsen, Weltmeisterschaft 2013
  5. Judit Polgar vs. Anatoly Karpov, Linares 1994
    • Diese Partie zwischen Judit Polgar und Anatoly Karpov fand im Turnier von Linares 1994 statt.
    • Das Spiel kann im Detail auf Chessgames.com erkundet werden.
  6. Hikaru Nakamura vs. Levon Aronian, London Chess Classic 2011
    • Dieses Match war Teil des London Chess Classic Turniers 2011, an dem Topspieler wie Nakamura und Aronian teilnahmen.
    • Für weitere Informationen besuchen Sie Chess.com.
  7. Fabiano Caruana vs. Sergey Karjakin, Sinquefield Cup 2014
    • Diese Partie war Teil des Sinquefield Cups 2014, eines Turniers, das zu den prestigeträchtigsten im Schachkalender geworden ist.
    • Weitere Details finden Sie auf der Wikipedia-Seite zum Sinquefield Cup.